Der Freiwilligentag für Unternehmen bietet uns Mitarbeitern die Möglichkeit, in sozialen Projekten Erfahrungen zu sammeln. Ich konnte so in eine gänzlich andere Lebenswelt „eintauchen“ und Erfahrungen sammeln, die im Betrieb so nicht möglich sind.
Der Umgang mit Menschen, die Unterstützung benötigen, ist eine wichtige Aufgabe in unserer Gesellschaft, die ich ganz persönlich mit Leben füllen wollte.
Das Kinderpflegeheim Mellendorf ist das Zuhause von 24 Kindern mit schwersten Mehrfachbehinderungen. Die Kinder erhalten hier professionelle Pflege und individuelle Fördermaßnahmen. Alle sind Rollifahrer und wenn ein Gruppenausflug ansteht, braucht es Menschen, die die Rollis schieben, denn das können die Heimmitarbeiter nicht alleine bewältigen.
Besuch im Zoo Hannover
Am Freiwilligentag habe ich mit Mitarbeitern aus anderen Unternehmen acht Kinder in den Zoo begleitet. Nach einer kleinen Einweisung in den Rollstuhl (wichtig: immer die Bremse anziehen, wenn man stehen bleibt) und einigen Erläuterungen zu den Kindern, bin ich dann mit Mariechen losgefahren. Insgesamt waren wir acht Freiwillige und dazu kamen noch drei Mitarbeiter des Pflegeheims, die bei Unsicherheiten geholfen haben.
Mit einer recht großen Gruppe von 19 Personen mussten wir eine Weile an den Kassen warten, bis alles geregelt war. Zeit, um mit „meinem“ Kind Kontakt aufzunehmen. Mariechen kann nicht sprechen, also waren Blicke und Gesten unserer „Sprache“. Ich kniete mich neben sie und den Rolli, damit wir uns anschauen konnten. Sie hat mich bemerkt und gleich zu Beginn gab es eine sehr anrührende Geste: Mariechen streichelte mir über meine Wange und lächelte sogar etwas. Ein unglaublicher Moment und rückblickend ein ganz besonderes Erlebnis an diesem Tag. Zu diesen Kontakten kam es immer wieder, wenn wir vor einem Gehege standen.
Mittagspause mal anders
Zur Mittagszeit gab es Lunchpakete und ich fütterte Mariechen. Weil sie nicht gut kauen kann, bekam sie Milchbrötchen, die ich ihr in kleinen Stückchen reichte. Auch dabei nahmen wir immer wieder Blickkontakt auf und besonders, wenn sie „Nachschub“ wollte, merkte ich das sehr deutlich. Gegen Ende des Zoobesuchs hat man den Kindern angemerkt, dass sie ganz schön erschöpft waren und mein bis dahin eher ruhiges Mariechen zappelte unruhig im Rolli hin und her. Ich wurde unsicher, was zu tun ist, aber die Pflegekräfte wussten natürlich, dass sie einfach platt ist und es jetzt nach Hause gehen sollte.
Mein Fazit zum Freiwilligentag
Ich habe zum ersten Mal in einer konkreten Alltagssituation die intensive Betreuung von schwerstbehinderten Kindern erlebt: den Rolli vernünftig zu schieben, Füttern, auf Besonderheiten des Schützlings achten und insgesamt Verantwortung für einen Menschen zu übernehmen, der ohne Hilfe anderer nicht lebensfähig ist.
Ich persönlich nehme zwei Dinge mit. Zum einen das Gefühl einer großen Bereicherung. Obwohl Mariechen zu keinerlei „normaler“ Kommunikation fähig ist, haben wir miteinander eine Ebene des Verstehens gehabt. Und zum anderen: einen persönlichen Beitrag zur Unterstützung von hilfsbedürftigen Menschen zu leisten, verschafft eine wohltuende Zufriedenheit.
Lies auch unseren Bericht vom Freiwilligentag 2019!
Super geschrieben!
Ein wunderschönes Einfühlungsvermögen. Ganz toll !!!
Vielen Dank für die Rückmeldungen. Diese gebe ich gerne an den Kollegen weiter. Gruß Sandra Maurer