VGH Fotopreis 2015- 10.000 Euro Preisgeld für den Sieger, eine Jury mit den Fotochefs von F.A.Z., ZEIT, GEO, HAZ, stern, Spiegel und eine eigene Ausstellung in der VGH galerie. Der VGH Fotopreis ist für Nachwuchsfotografen eine tolle Chance. Für mich als Mitarbeiterin war es in diesem Jahr auch etwas Besonderes. Ich hatte nämlich das Glück dieses Projekt hautnah mitzuerleben – von der Jurysitzung, über die Preisverleihung bis zur Ausstellungseröffnung. Das ist mein Bericht über den Sieger Mario Wezel und seine Fotoreportage “Urban Farming”:
Das Konzept des VGH Fotopreises 2015
Der Fotopreis ist ein wohl einmaliges Kultursponsoring, mit dem die VGH einen Beitrag zur Attraktivität der Studienlandschaft in Niedersachsen leisten möchte. Mit einem Preisgeld von 10.000 Euro ist er bundesweit einer der höchstdotierten Auszeichnungen unter Fotografen. Seit 2008 wird er ausschließlich unter den Studenten des Studiengangs “Fotojournalismus und Dokumentarfotografie” der Hochschule Hannover (HSH) verliehen. Eine Experten-Jury mit Fotochefs von Zeitungen und Magazinen und HSH-Professor Rolf Nobel ermitteln in einer Jurysitzung jährlich die beste Fotoreportage. Hierbei ist nicht nur der Sieg, sondern auch die Teilnahme ein wichtiger Schritt in der Karriere der Studenten. Es gab sogar schon Fotoreportagen, die zwar nicht als Sieger gekührt wurden, jedoch in einem der bekannten Magazine abgedruckt wurden. Das zeigt, welch hohe Qualität in jeder einzelnen Fotoreportage steckt, aus dem Pool der 34 Bewerber aber jährlich nur einer den VGH Fotopreis gewinnen kann. Dem Sieger winkt neben dem hohen Preisgeld eine eigene Ausstellung in unserer VGH galerie mit öffentlicher Eröffnungsfeier, die für die steigende Bekanntheit des Fotografen sorgt. Wer sich auch für die Gewinner des Fotopreises der letzten Jahre interessiert oder allgemein mehr über das Engagement der VGH Versicherung erfahren möchte, kann dies unter folgendem Link: Engagement in der VGH
Jurysitzung – Die Qual der Wahl
Als in diesem Jahr die erstklassige Jury zusammenkam, um die beste Fotoreportage zu küren, war ich live dabei. Die Jury bestand aus:
Ruth Eichhorn (Geo), Ellen Dietrich (DIE ZEIT), Andreas Trampe (stern), Henner Flohr (F.A.Z.), Barbara Stauss (mare), Matthias Krug (DER SPIEGEL), Michael Thomas (HAZ) und Rolf Nobel (Fotografieprofessor / Hochschule Hannover).
Angekommen an der HSH waren bereits alle Juroren anwesend und die eingereichten Fotoreportagen auf den Tischen ausgelegt. Der Kreativität der Studenten waren fast keine Grenzen gesetzt, die Vorgaben klar uind einfach: Es musste lediglich eine Geschichte zu erkennen sein, die mindestens 15 Fotos umfasste, wobei die maximale Anzahl nicht begrenzt war. Kein einfacher Job für die Juroren, denn vor ihnen lagen 34 total verschiedene Werke, die alle auf ihre Art besonders, aber schwer vergleichbar waren. Die Bandbreite der Themen reichte von Hannoverschen Kleingärtnern, über Bewohner der Pariser Katakomben bis hin zu der Situation an den Syrischen Grenzen. Dennoch kann am Ende des Tages nur einer der Gewinner sein.
Runde 1: Der erste Eindruck
Mit Hilfe eines Punktesystems sollte der erste Eindruck bewertet werden. Jedem Jurymitglied wurden farbige Klebepunkte zugeordnet. Waren die Juroren von einer Fotoreportage besonders beeindruckt, konnten Sie diese mit einem Punkt markieren. Somit konnte ein Exemplar bis zu acht verschiedene Punkte bekommen und hätte damit beim ersten Eindruck jedes Jurymitglied überzeugt. Reportagen ohne Punkte wurden direkt aussortiert und hatten somit keine Chance in die nächste Runde zu kommen.
Hört sich einfach an, war es aber nicht. Natürlich versuchten die Jurymitglieder, jeder Fotostory die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken. Nach ca. einer Stunde waren alle Arbeiten betrachtet und bewertet. Weiter gings mit Runde 2…
Runde 2: Die Feedback-Runde
Nach der Punktevergabe bewerteten die Juroren die Werke noch einmal in einer Feedback-Runde. Die Fotostories mit den wenigsten Punkten wurden zuerst bewertet. Wissenschaftliche Mitarbeiter der FH protokollierten das jeweilige Feedback, sodass auch wirklich jeder Teilnehmer sein individuelles Statement bekommt. Nach und nach wurden so alle Fotostories besprochen und aussortiert. Natürlich waren sich die Juroren auch nicht immer einig. Manche Werke mit wenig Punkten wirkten nach genauerer Betrachtung stärker als zunächst gewürdigt, sodass diese trotz der wenigen Punkte eine Runde weiterkamen.
Runde 3: Das große Finale
Geschafft, dass Finale stand fest. Am Ende machten zwei Fotostories den Sieg unter sich aus. Auf der einen Seite stand eine sehr emotionale Fotostorie über den Krankheitsverlauf eines krebskranken Mannes und die Auswirkungen auf seine Familie, auf der anderen Seite eine sehr wirkungsvolle Darstellung des “Urban Farming” in Amerika. Die Stimmungslage der Juroren war unentschlossen, am Liebsten hätten sie sich nie entschieden und den VGH-Fotopreis an beide Fotografen vergebene. Aber natürlich konnte nur einer der Sieger sein. Am Ende setzte sich die überragende Qualität der Fotoserie “Urban Farming” durch und es stand fest:
Mario Wezel gewinnt den VGH Fotopreis 2015.
Die Begründung der Jury lautete: „Mario Wezels Arbeit ist auf allerhöchstem professionellem Niveau fotografiert und spielt in virtuoser Weise auf der Klaviatur möglicher Bildlösungen.“
Die Ausstellungseröffnung in der VGH galerie
Am 19.11. war es so weit: Die Fotostory von Mario Wezel (2.v.l) wurde in der VGH galerie ausgestellt und durch unser Vorstandsmitglied Jochen Herdecke (2.v.r) eröffnet.
Meine Kollegin Chantal und ich (ganz rechts) durften dabei sein. In Gesellschaft vieler Freunde und Fans des Siegers wurde die Eröffnung zu einem vollen Erfolg. Auch Rolf Nobel beglückwünschte seinen Studenten zu dieser Leistung.
Er stellte aber während seiner Rede nicht nur Mario Wezels Werk vor, sondern präsentierte die besten acht Fotostories, welche von der hochkarätigen Jury als sehr gut beurteilt wurden. Damit sich auch die Zuhörer ein Bild von den Werken der anderen machen konnten, wurden Ausschnitte der Fotostories über einen Bildschirm gezeigt.
Mario Wezel und Jochen Herdecke waren zu Beginn gar nicht zu trennen. Kein Wunder, schließlich ist Herr Herdecke selbst ein begeisterter Hobby-Fotograf. Bei Gesprächen über die Reisen des Studenten und seine Kameraausrüstung konnten Chantal und ich nur gespannt lauschen. Dann musste Mario aber weiter, denn immerhin war er der Star des Abends.
Durch meine Teilnahme an der Jurysitzung kannte ich seine Werke zwar bereits, aber dennoch faszinierte mich die Ausstellung enorm. Die Bilder im Großformat an den Wänden zu betrachten, gab mir einen ganz anderen Blickwinkel auf die Story, als vorher ausgelegt auf den Schreibtischen der HSH.
Wer seine Fotostory selbst betrachten möchte, kann seine Ausstellung in der VGH Galerie noch bis zum 31. Januar 2016 besuchen. Hier bekommt ihr aber schonmal einen kleinen Eindruck:
Urban Farming – Wo Wissen auf den Bäumen wächst
Die Reportage zeigt urbane Farmer, die in Städten wie New York oder Los Angeles jeden freien Quadratmeter nutzen, um Obst und Gemüse anzubauen oder Hühner, Ziegen und Bienen halten. Der 27-jährige Fotograf, der 2014 zum College Photographer of the Year gewählt wurde, arbeitete drei Monate an seiner Geschichte. Wezel fotografierte Menschen in Washington, New York, Boston, Los Angeles, San Francisco und New Orleans, von denen nur die wenigsten geglaubt hätten, dass sie sich eines Tages Farmer nennen würden. „Für manche ist die urbane Landwirtschaft eine Möglichkeit, eine verloren gegangene Verbindung zur Natur wiederzubeleben, während andere versuchen, das Gemüse an lokale Restaurants zu verkaufen“, erklärt Mario Wezel.
Dean Stiglitz ist Teilzeit-Imker. Seinen Bienenstock pflegt er auf dem Dach des Lenox Hotel in Boston. Der Honig kommt bei besonderen Veranstaltungen des Hotel zum Einsatz.
Der AT&T Park ist das Baeball-Stadion der Giants San Francisco, mit Gemüsegarten neben dem Spielfeld. Die Zuschauer können Essen bestellen, das mit diesem Gemüse zubereitet wird. Eine inspirierende Erfahrung für Stadtmenschen.
Die Paradigm Gardens LLC ist eine Firma, die eine städtische Farm in New Orleans betreibt. Sie beliefert drei lokale Restaurants. Gemeinsam mit den Küchenchefs wird entschieden, was angepflanzt wird. Hühnen und Ziegen sind sogar auch dabei.
Der Jonathan Club ist ein privater Club in Downtown L.A. Auf dem Dach des Gebäudes wachsen Gewürze und Gemüse, die sich auf der Speisekarte des Clubs in Form von Cocktails oder Gerichten wie dem “rooftop salad” wiederfinden.